Karl Oelbermann, der zweite Bundesführer des Nerother Wandervogel, stirbt auf Burg Waldeck.
Nach dem vorgeschriebenen
Wahlverfahren mußte nun abermals ein neuer Bundesführer gewählt werden.
Diese Wahl erfolgt nur nach Tod, Rücktritt oder Unfähigkeit zur Amtsausübung und zeigt Parallelen zur Wahl
US-amerikanischer Bundesrichter und zur katholischen Kirche. Das Bundeskapitel des Nerother Wandervogel,
also die Gemeinschaft der aktiven regionalen Jugendgruppenführer, hat das Vorschlagsrecht gegenüber dem Jugendburgbund,
der als Vermögensträger ein eingetragener Verein ist und in dem nur volljährige Mitglieder Stimmrecht haben.
Aus dem Kreis der aktiven Jugendführer wurde
Fritz-Martin Schulz vom Bundeskapitel der Generalversammlung
des Vereins vorgeschlagen und dort mit einer Mehrheit von fast neunzig Prozent der Stimmen gewählt.
Die Geschlossenheit dieses personenbezogenen Bundes zeigt sich nicht nur in diesem Wahlergebnis, sondern auch darin,
daß es unter der neuen Bundesführung weder Abspaltungen noch Austritte gab;
lediglich dreimal wurde Gruppen nahe gelegt, sich vom Bund zu trennen (1976, 1984, 1995).
Auch hier zeigt sich die Qualität der Ordensverfassung, die für Unterschiede Raum gibt und den Zwang zu regionaler Gliederung nicht kennt.
Freiwillige Austritte sind ausgesprochen selten, in der Regel wird eine Trennung von Bundesseite her als notwendig erachtet.
Bis heute ist der Nerother Bund innerhalb vergleichbarer Gruppierungen mit seinem abenteuerlichen Fahrtenstil
und seiner musikantischen Ausprägung führend geblieben.
Literatur:
Nerohm: Die letzten Wandervögel (Spurbuchverlag, Baunach 1995)
Werner Helwig: Die Blaue Blume des Wandervogels (Spurbuchverlag, Baunach 1998)